Welche Trense passt zu mir und meinem Pferd?
Wie oft mir diese Frage bereits gestellt worden ist. Aus diesem Grund möchte ich in diesem Blog näher darauf eingehen und euch ein paar Fakten für einen guten Kontakt zwischen Reiterhand und Pferdemaul vermitteln.
Wassertrense
Die Wassertrense ist ein Gebiss mit flexiblen, durchlaufenden Ringen, die ausschliesslich auf Zug wirkt. Der Druck des Zügelanzugs wird über die Zunge auf den Unterkiefer weitergeleitet. Die korrekte Position der Wassertrense bietet nicht mehr aber auch nicht weniger als 0.5cm Zwischenraum zwischen Maulwinkel und Gebissring. Die Ringe sollten stetig frei beweglich sein, so dass die empfindlichen Maulwinkel nicht eingeklemmt werden. Um die Maulwinkel zu schützen können Gebissringe angebracht werden.
Die Wassertrense gibt es in einfach gebrochener und doppelt gebrochener Form.
Bei der einfachgebrochenen Wassertrense verteilt sich der Druck des Zügelanzugs vermehrt auf die Zungenränder, da sich das Gelenk aufstellt und die Zungenmitte entlastet wird. Bei zu gross oder zu dickgewählten Trensen können Verletzungen am empfindlichen Gaumen entstehen.
Bei der doppeltgebrochenen Wassertrense verteilt sich der Druck gleichmässig auf der Zunge. Je stärker das Mittelstück ist, desto mehr Druck wird auf die Zunge ausgeübt.
***Die Wassertrense eignet sich für jeden Ausbildungsstand von Reiter und Pferd, da die losen Ringe eine ungeübte Reiterhand etwas abfedern können.
***Speziell für Jungpferde empfehle ich eine doppeltgebrochene Wassertrense kombiniert mit einem hannoveranischen Nasenband. Bei einem 3.5-4.5 Jahre alten Pferd sind die Backenzähne im Wachstum und sollten nicht durch ein englisches Reithalfter eingeengt werden.
Olivenkopf, D-Ring und Schenkeltrense
Der Unterschied zur Wassertrense besteht darin, dass der Druck auf den angenommenen inneren Zügel einen Druck auf den äusseren Maulwinkel des Pferdes ausübt. Somit entsteht eine Begrenzung und Unterstützung des verwahrenden äusseren Zügels. Diese Trense liegt ruhig im Pferdemaul und kann nervös kauende Pferde entspannen.
Die Einwirkung wandert direkt Richtung Zunge und Unterkiefer, sodass eine ungeübte Reiterhand nicht abgefedert werden kann. Durch die seitlichen Züge wird ein durchziehen der Trense verhindert.
Die D-Trense wirkt schärfer als die Olivenkopftrense.
***Hast du eine ruhige Reiterhand, hat dein Pferd empfindliche Maulwinkel oder fällt es deinem Pferd schwer an den äusseren Zügel heranzutreten?
Dann wähle ein Olivenkopf, D-Ring oder Schenkelgebiss.
***Ist dein Pferd schwer in der Hand und kaut nicht oder hast du ungeübte Hände beim Reiten, wähle ein anderes Gebiss.
Gebisse mit zusätzlicher Einwirkung auf das Genick
Multi Ringtrensen und Aufziehtrensen wirken über die Zunge auf den Unterkiefer und aufs Genick. Je länger der Anzug, desto stärker wirken die Hilfen auf das Genick. Bei Pferden, die gern zu hoch in der Haltung laufen und bei annehmendem Zügel den Kopf anheben, können so unterstützt werden. Die seitliche Hilfegebung ist jedoch durch den Anzug eingeschränkt und wirkt bei jedem annehmen nach unten.
***Für Pferde, die sich der Hilfegebung nach unten entziehen, einseitig stark sind oder nicht ans Gebiss herantreten eignen sich diese Trensen nicht.
Gebisse mit Einwirkung auf Genick und Unterkiefer
Kandaren, Pelham und Springkandaren wirken auf Zunge und Unterkiefer, auf das Genick und zusätzlich durch die Kinnkette auf das Kinn des Pferdes. Durch die verschiedenen Druckpunkte dieser Gebisse wird eine schärfere Einwirkung ermöglicht. Je grösser die Anzüge, je stärker das Gebiss.
Eine korrekte Grundausbildung und Rittigkeit ist elementar für solche Gebisse und sollten nur von geübten Reitern gebraucht werden. Im Idealfall wird ein solches Gebiss für eine noch feinere Einwirkung verwendet. Nicht aber darf das Pferd in die richtige Form gepresst werden.
***Habe ich eine feine Reiterhand und möchte noch präzisere Hilfen geben?
***Ist mein Pferd gut ausgebildet, kann aber noch etwas Unterstützung gebrauchen?
Dann wähle Kandare, Pelham oder Springkandare für vereinzelte Trainings und zur Unterstützung der Perfektion.
Stangengebisse
Stangen mit oder ohne Zungenfreiheit üben stetig gleichmässigen Druck auf die gesamte Zunge und die Maulwinkel aus.
Diese Form von Gebiss eignet sich für Pferde die gegen die Hand gehen oder sich auf die Hand legen, da der erhöhte Druck direkt weitergeleitet werden kann. Einseitige, seitliche Zügelhilfen sind nur schwer oder gar nicht möglich.
Die Lock-Systeme von verschiedenen Trensen wirken bei Anzug wie eine Stange, können jedoch auch seitlich gut einwirken.
***Pullt dein Pferd häufig oder lehnt sich auf die Trense?
Dann wähle ein Gebiss mit Locksystem
Stangengebisse gehören in erfahrene Reiterhände.
Zungenfreiheit
Die Mitte der Zunge wird entlastet.
Gebisse mit Zungenfreiheit werden bei Pferden mit sehr „fleischigen“ Zungen verwendet um der Zunge mehr Freiraum zu geben. Bei Pferden mit Zungenproblemen z.B. Hochziehen oder Rausstrecken der Zunge kann dieses Gebiss unterstützen.
***Hat dein Pferd eine fleischige Zunge oder ein Zungenproblem?
Dann wähle eine Trense mit Zungenfreiheit.
Rollen im Mittelstück
Mit zusätzlichen beweglichen Rollen im Mittelstück der Trense wird die Kautätigkeit angeregt.
Dieser Zusatz eignet sich für Pferde, die gerne etwas schwer werden auf der Hand.
***Sucht der Reiter mehr Beweglichkeit und Aktivität im Maul seines Pferdes ist dieser Zusatz hilfreich.
Grösse der Ringe
In der Regel sind die Ringe einer Wassertrense zwischen 55mm- 70mm Ø gross. Der Unterschied bezüglich der Wirkungsweise ist unwesentlich. Bei einem Ø von 90mm kann eine deutlichere seitliche Einwirkung erzeugt werden.
Die Ringgrösse ist mehrheitlich von optischem Belang.
Material:
Neben den verschiedenen Einwirkungen taucht natürlich immer die Frage des richtigen Materials auf.
Verschiedene Hersteller, verschiedene Materialien.
Edelstahl: Meist bei den preiswerteren Gebissen verwendet, weißt Edelstahl eine besonders hohe Festigkeit auf. Die Gebisse sind langlebig, geschmacksneutral und haben keinerlei kaufördernde Eigenschaften.
Kupferlegierungen: Kupfer regt durch den Oxidationsprozess die Kauffreudigkeit an, ist jedoch im Rohzustand viel zu weich. Daher wird gern Aluminium beigeführt, um den nötigen Härtegrad zu erreichen. Allerdings wird durch zu viel Beigabe von Aluminium die Hauptaufgabe des Kupfers (die Kauanregung) gehemmt.
Sensogan: Bestehend aus Kupfer, Mangan und Zink eine patentierte Mischung von HS Sprenger lässt dem Kupfer den natürlichen Oxidationsprozess zu und erreicht somit eine Förderung der Kautätigkeit trotz genügender Härte.
Aurigan: Ist eine Legierung aus Kupfer, Silizium und Zink. Silizium härtet das Kupfer, ohne dessen natürlichen Oxidationsprozess zu hemmen. Ebenfalls entwickelt und patentiert von HS Sprenger.
Kunststoff, Gummi oder Leder: Sind deutlich weicher als herkömmliche Gebisse und sollten nicht mit den Zähnen in Kontakt kommen. Die weichen Materialien können relativ einfach durchgebissen werden.
Sweet Iron: Ein Material, das im Pferdemaul durch die Feuchtigkeit und Wärme rostet und so die Kaufähigkeit anregt. Der Oberflächenrost schmeckt süsslich und regt durch die Oxidation die Speichelproduktion an. Die anfängliche blaue teils schmierige Oberfläche verschwindet, es bleibt der süsse Geschmack der rostigen Oberfläche.
Titan: Ist ein sehr leichtes Material. Durch das geringe Gewicht wird die Einwirkung direkter. Es wirkt antibakteriell, ist schadstofffrei und hypoallergen. Der Speichelfluss wird angeregt und durch die geringe Wärmekapazität vom Pferd in kalten wie in heissen Tagen sehr gut angenommen. Titan wird in vielen Fagerbits Trensen verwendet.
***Bei Pferden, die sich gern auf die Hand legen, hilft das leichte Gebiss sich besser selbst zu tragen.
Pferde, die nicht optimal ans Gebiss treten und sich zu leicht machen, ist eine schwerere Trense nützlich.
Neben der optimalen Gebiss-Passform hier ein paar Infos über die Grösse:
Gebiss-Stärke:
Je schmaler das Gebiss, desto schärfer ist es. Ist ein Gebiss zu dick, kann es am empfindlichen Gaumen Verletzungen hervorrufen.
Gebiss-Weite; Länge
Bei den Wassertrensen sollte die Trense auf jeder Seite 0.5cm Platz haben, bevor die Ringe beginnen, damit die empfindlichen Maulwinkel der Pferde nicht eingeklemmt werden können.
Die Olivenkopf, Schenkel und D-Trensen sollten direkt am Maulwinkel anliegen.
Im Optimalfall nehmt ihr eine vorhandene Trense (besser zu gross, als zu klein), um die richtige Grösse herauszufinden. Verschnallt die Trense so, dass sich 1-2 lockere Falten im Maulwinkel bilden. Betrachtet euer Pferd von vorne und achtet auf den Spielraum zwischen den Maulwinkeln und den seitlichen Ringen.
Gemessen wird jeweils von Ring zu Ring
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